Wie bringt man seine Kinder dazu,  ihre Leidenschaft für Musik zu entdecken?

Du kennst das mit Sicherheit: 

Du bringst deinen elfjährigen Sohn oder die Tochter zu ihrem wöchentlichen Gitarrenunterricht und als du sie abholst sprechen sie von nichts anderem als davon, wie cool der Unterricht doch war und dass sie es garnicht abwarten können, Zuhause die Gitarre auszupacken und weiterzumachen. Die Playstation ist urplötzlich völlig vergessen und wird in der kommenden Woche so gut wie garnicht angefasst, weil Gitarre Lernen und Üben so viel mehr Spaß macht, als vor dem Fernseher oder dem Computer abzuhängen. Die Fortschritte, die dein Kind macht sind täglich spürbar und die Begeisterung für das Instrument wächst kontinuierlich…

Okay – soviel zur Wunschvorstellung eines jeden Elternpaares. Kommen wir jetzt mal auf den Boden der Tatsachen zurück:

Du holst deine Tochter oder deinen Sohn vom Unterricht ab, Zuhause angekommen wird die  Gitarre mitsamt ihrer Tragetasche achtlos in die Ecke gestellt, wo sie dann – wenn überhaupt – bis eine Stunde vor Unterrichtsbeginn nächste Woche stehen bleibt und nicht angerührt wird, da der Zögling ja schon alles kann und so Etwas wie Üben doch absolut nicht nötig ist. 

Das Ganze läuft dann so weiter und man schleift das Kind von Woche zu Woche zum Unterricht, ohne beobachten zu können, wie zum Einen signifikante Fortschritte am Instrument gemacht werden und zum Anderen eine intensive Leidenschaft für Musik entwickelt wird. Die durchaus gut gemeinten Versuche, das Kind Zuhause dazu zu bewegen die Gitarre in die Hand zu nehmen und zu üben sind ungefähr so effizient wie die Versuche dem Kind klarzumachen, dass Vokabeln Lernen und Mathematik unabdingbar für eine spätere berufliche Karriere sind.

Folgende Dinge gehen dir dabei durch den Kopf:

„Was ist es, das ich hier falsch mache und warum schaffe ich es nicht, mein Kind dazu zu bewegen, mehr zu üben? Warum versteht mein Kind nicht, dass einmal pro Woche zum Unterricht gehen nicht ausreicht um ein Instrument zu lernen? Warum versteht es nicht, dass man oft und lange und regelmäßig üben muss, um eine Sache wirklich zu beherrschen?“

Ich habe mich mit vielen Bekannten, Kollegen und Freunden schon über das Thema Gitarre Lernen unterhalten und die Aussage, die ich von dem Vielen bekomme fällt meist so oder so ähnlich aus:

„Als Kind hatte ich ein paar Jahre Gitarrenunterricht, Klavierunterricht, Trompete, Geige, Bass etc. aber irgendwie habe ich damals damit aufgehört und heute kann ich eigentlich gar nichts mehr  von dem was ich  gelernt habe. Heute wünschte ich mir, dass ich das damals weitergemacht hätte und dass meine Eltern mich etwas mehr gepusht hätten, dann wäre ich heute wahrscheinlich ein recht passabler Musiker und hätte wohl immer noch viel Freude am Instrument.“

… Ist es nicht traurig, dass unsere Eltern uns teilweise Jahrelang teuren Unterricht finanziert hatten und wir heute überhaupt nichts mehr davon haben? Wäre es im Umkehrschluss nicht umso besser, wenn wir es schaffen könnten, unsere Kinder zu den Dingen zum motivieren und inspirieren, die wir selbst nie erreicht haben? … vermutlich einer der tiefsten Sehnsüchte, die Eltern heutzutage verspüren.

 

Der Kern warum nicht so viel geübt wird ist…

Warum dein Kind nicht so viel Gitarre übt wie du es gerne hättest, hat mit Sicherheit unzählige verschiedene und auch vielschichtige Gründe. Jeder Mensch ist ein anderer, schöpft seine Motivation aus unterschiedlichen Quellen, denkt anders über Dinge und betrachtet die Welt aus seinen eigenen Augen. Das ist bei Kindern wohl kein Bisschen anders.

Einen Grund gibt es jedoch, der durch die Bank weg dafür verantwortlich ist, dass unzählige Kinder und Jugendliche lieber ihre Zeit an der Playstation verbringen als sich schön brav vor das Notenpult zu setzen und Fingerübungen mit der Gitarre zu praktizieren:

 

Die Playstation macht schlicht und ergreifend mehr Spaß!!

Klingt logisch und liegt eigentlich auf der Hand. 

Die Frage, die wir uns resultierend aus dieser banalen Erkenntnis stellen müssen ist dann nicht „Wie schaffe ich es, mein Kind mehr zum Üben zu bewegen?“, sondern viel mehr:

„Was muss passieren, damit mein Kind am Gitarre Lernen, Üben und Musizieren genauso viel oder sogar mehr Freude empfindet wie an Videospielen?“

Indem wir die grundlegende Fragestellung wie oben beschrieben umformulieren, beginnen wir in eine neue Richtung zu denken – weg von Zwang und externer Kontrolle hin zu Inspiration, Ermutigung und positiver Einflussname auf die Beziehung des Kindes zu Musik und dem Erlernen eines Instrumentes.

 

5 Gründe, warum Gitarre Spielen nicht so viel Spaß macht, wie es das eigentlich sollte

Im Folgenden möchte ich dir die fünf Gründe nennen, die aus meiner Sicht dazu führen, dass Kinder und Jugendliche nicht so viel Freude am Musizieren empfinden, wie sie es eigentlich sollten.

 

1. DIE REIHENFOLGE, IN DER MUSIK VERMITTELT UND GELEHRT WIRD IST DIE FALSCHE

Die Lehrbücher, die in vielen Musikschulen als Standardlehrmittel verwendet werden und die im Allgemeinen als die „Benchmark“ für Gitarrenunterricht gesehen werden sind meines Erachtens nach komplett überholt und veraltet. Das Grundlegende Problem mit diesen Büchern ist, dass der Schüler zuerst das Lesen und Verstehen von Noten lernen muss, bevor er etwas Brauchbares aus der Gitarre rausholen kann. So kann es unter Umständen Wochen oder sogar Monate dauern in denen der junge Gitarrenpadawan es nicht schafft, etwas mit der Gitarre zu spielen, das man wirklich anbieten kann. Auf diese Weise wird meiner Meinung nach die Motivation, ein Instrument zu lernen schon im Keim erstickt.

Bitte versteh mich nicht falsch hier – das Lernen und Verstehen von Notenlehre und Musiktheorie ist für jeden Musiker, der mehr als nur drei Akkorde spielen können will, absolut essentiell. Der gewählte Zeitpunkt, in dem das Thema allerdings an vielen Musikschulen vermittelt wird, könnte falscher nicht sein.

Mein oberstes Credo ist es deshalb, den Schüler in erster Linie dazu zu bringen, etwas aus seiner Gitarre rauszuholen, das in irgend einer Art und Weise nach Musik klingt. Und das ist im größten Teil der Fälle in unter einer Stunde geschafft (!) selbst wenn jemand noch nie ein Instrument in der Hand hatte. Die Motivation Musik und ihre durchaus interessante zugrundeliegende Theorie besser zu verstehen kommt dann im Anschluss von ganz alleine.

 

2. KINDER LERNEN DIE FALSCHEN MUSIKSTÜCKE

Jetzt mal ganz ehrlich… Wen zur Hölle motiviert es Bitteschön, Volkslieder wie „Hoch auf dem goldnen Wagen“ oder klassische Stücke von Mozart, Bach oder Beethoven zu lernen? Kinder und Jugendliche garantiert nicht!

Ich kann mich noch ganz genau an meine eigenen jungen Jahre im Gymnasium erinnern und wie es mir schlicht und ergreifend widerstrebt hat, mich mit klassischer Musik zu beschäftigen. Ein Glück hatte ich damals einen Gitarrenlehrer, der mir gleich die coolen Sachen von AC/DC, Metallica und Nirvana auf der Gitarre gezeigt hat, ansonsten wäre ich heute wohl auch einer der Kandidaten, die sich wünschten, sie hätten damals nicht mit dem Gitarre lernen aufgehört!

 

3. WARUM DARF DAS KIND NICHT GLEICH MIT DER E-GITARRE ANFANGEN?

Ich habe keine Ahnung wo das herkommt, aber viele Leute scheinen zu glauben, man müsse zuerst eine Weile lang Akustikgitarre lernen, bevor man mit der E-Gitarre anfängt. Denk doch mal über folgendes nach: Dein Junior ist motiviert und hat Bock, Gitarre zu lernen. Jetzt kaufst du ihm eine klassische Gitarre und mit der soll er erstmal zwei Jahre  lang üben, bevor er die E-Gitarre bekommt und sich wie ein Rockstar fühlen darf. In den zwei Jahren muss er Mozart und Für Elise lernen und verliert dabei schon komplett die Motivation, bevor er das erste mal überhaupt eine E-Gitarre in der Hand hält. Die 300€ mehr für die E-Gitarre gleich von Anfang an könnten in vielen Fällen meiner Meinung nach sinnvoller nicht investiert sein! Falls du mehr zu dem Thema lesen möchtest, dann ist mein Artikel „Kann ich als Anfänger gleich mit der E-Gitarre loslegen?“ genau das Richtige für dich. 

 

4. GITARRENUNTERRICHT IST WIE DER FRONTALUNTERRICH IN DER SCHULE

Der Schüler kommt in den Gitarrenunterricht, hat dort normalerweise 30 oder 45 Minuten Zeit mit dem Lehrer, zeigt was er letzte Woche gelernt hat, kriegt etwas Neues gezeigt, kann das kurz ausprobieren und muss dann schon wieder nach Hause. Es gibt keine Möglichkeit für den Lehrer, in dieser Zeit sicherzustellen, dass der Schüler alles perfekt verstanden hat und Zuhause auch korrekt üben wird.

Meiner Meinung nach ist es nicht der Sinn und Zweck eines guten Lehrers und Mentors, dem Schüler einen unentwegten Strom an neuen Informationen und Aufgaben zu liefern, sondern vielmehr sicherzustellen, dass der Schüler das Gelernte anwenden kann und auf einer tiefgründigen Ebene verstanden hat. Aus diesem Grund ist der Unterricht bei der ShredFactory immer Anwendungsorientiert und der Schüler hat die Möglichkeit zwei, drei oder noch mehr Stunden pro Woche im Unterricht zu sein und mit einem Experten zu verbringen, der absolut sicherstellt, dass er nichts falsch machen kann.

Auf diese Weise ist es dann auch oft garnicht mehr so wichtig, wieviel Zeit ein Kind Zuhause übt. Hinzu kommt: die Motivation das Instrument wirklich zu lernen wird dadurch geweckt, dass der Schüler innerhalb des Unterrichts substantielle Fortschritte sieht und dabei mehr und mehr realisiert, dass er auch das Zeug dazu hat, das Instrument meisterlich zu beherrschen!

 

5. DAS KIND SPIELT HAUPTSÄCHLICH FÜR SICH SELBST

Einzelunterricht für Gitarre ist meiner Meinung nach eine total überholte Vorstellung von Gestern. Leider gibt es im Allgemeinen den Irrglauben, dass man Jemandem mehr beibringen kann, wenn derjenige mit dem Lehrer ganz alleine ist. Diese Annahme impliziert, dass das Unterrichten eines Instruments eine reine Bereitstellung von Informationen ist. Das Thema „Wie motiviere ich meinen Schüler?“ oder „Wie schaffe ich es, dass der Schüler möglichst viel Spaß im Unterricht hat?“ wird dabei gänzlich unter den Tisch gekehrt. Dass alle Schüler genau das gleiche im Unterricht spielen müssen und man nicht auf den individuellen Kenntnisstand eingehen kann ist auch ein großer Irrglaube. Meine Erfahrung ist, dass es sehr motivierend wirkt, wenn erfahrenere Schüler im Unterricht dabei sind und zeigen was sie können.

Kinder lernen besser wenn sie Teil einer dynamischen Gruppe sind, sich beweisen müssen, sich mit anderen vergleichen und messen können und gemeinsam Musik machen können. Der kleine Lars träumt vielleicht davon, mal in einer Rockband zu spielen. Wo lernt er besser das nötige Handwerkszeug dazu als wenn er so oft wie möglich im Gitarrenunterricht mit anderen Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen auf die verschiedensten Weisen direkt Musik macht? Wie viel cooler und spannender wäre der Unterricht dann auf einmal für das Kind und wie groß wäre die Freude, jedes Mal von Neuem dabei sein zu dürfen? Vielleicht hätte dann die Gitarre auch mal eine Chance gegen die Playstation zuhause – vielleicht…

 

All diese Punkte sind mir persönlich als Gitarrenlehrer, Coach, Mentor und auch Vorbild durchaus bewusst und ich versuche im Unterricht hier bei der ShredFactory auch immer nach diesem Credo zu leben – egal ob für Kids, Jugendliche oder Erwachsene. Motivation kann nur dann entstehen, wenn man Freude bei dem entwickelt, was man tut und dabei gleichzeitig kontinuierliche Fortschritte sehen und an eigener Haut erleben kann!

 

Vielen Dank fürs aufmerksame Lesen! 

Ich hoffe, dass ich für dich mit diesem Artikel ein neues Licht auf das Thema Motivation von Kindern für das Gitarrenspielen werfen konnte.